oder mein ganz persönlicher R(h)einfall.
Danke an alle Glückwünschenden. Es hat leider nichts geholfen…
Ankunft in Köln
16.41
Wenn das Wetter als Willkommensgruß gemeint ist, wird das morgen nichts: Es regnet eine Mischung aus Schnee und Regen, dichter Nebel steht über der Stadt. Die Suche nach meinem Hotel erweist sich dank GoogleMaps als zielstrebiger Spaziergang. Weil – wie in jeder Großstadt – auch in Köln überall gebaut wird, dauert es trotzdem etwas länger, weil ich für das Überschreiten einer Kreuzung drei fußgängerfeindliche Ampelphasen abwarten muss. Die Abwicklung im Hotel „Europäischer Hof“ (wie immer sind die Bilder im Netz schöner als die Realität) verläuft erfreulich unkompliziert und schnell. Bevor ich mich versehe, bin ich mit der Einsamkeit und Stille des Hotelzimmers konfrontiert. Eben noch bestimmte diese Stadt meinen Pulsschlag, jetzt vernehme ich nur noch sehr weit entfernt die Geräusche der Straße. Erste Handlung: Fernseher an. Ich mag diese Ruhe nicht.
Danach sofort die Sachen für morgen rausgelegt. Das Jackett hat die Reise in der für solche Maßnahmen nicht geeigneten Sporttasche gut überlebt. Ich notiere: Business-Trolli in Erwägung ziehen. Das neue Hemd hat allerdings immer noch Falten und das Hotel nicht – wie erhofft – einen Bügelservice. Ich notiere: Bügeln lernen, verwerfe das aber kurze Zeit später wieder und beschließe später soviel Geld zu verdienen, dass das jemand für mich macht. Für morgen muss der WDR halt mit Falten leben. Vielleicht kann ich das als Symbol für veraltete Strukturen irgendwo einbringen. In der ARD läuft eine dieser Zoo-Sendungen. Ich will erst auf den WDR umschalten, wobei mir wieder einfällt, was ich eigentlich machen wollte: Den Weg für morgen früh schon mal auschecken.
19.16
Auf der Karte sieht es so aus, als wären es vom Hotel zum Kolpinghaus nur drei Minuten. Nun der Schock: Es sind nur Zwei! Was ich mit meiner zusätzlichen Zeit morgen früh anfangen soll, weiß ich noch nicht, überlege allerdings aus der geplanten halbstündigen Dusche, die ich morgen früh nehmen wollte, um die 42 Euro Hotelkosten wieder reinzuholen, eine 31-minütige Session zu machen. Je nach dem, wie lange das Wasser warm ist…
Die Kölner Innenstadt braucht sich hinter Berlin nicht zu verstecken. Zum ersten Mal seit ich aus meiner Heimatstadt ausgezogen bin, fühle ich mich wieder wie in einer richtigen Großstadt. Ich habe mich einfach treiben lassen, mir noch ein hautenges Hemd für „unten drunter“ (C&A, 2 Stück. 9,00 Euro) und zusätzlich zu meinem Nivea- noch ein Rexona men-Deo (Ihr Platz, 2,39 Euro) gekauft. Sicher ist sicher. Dann war ich im Kölner Dom und habe wirklich überlegt, ob es angebracht ist, mir an höchster Stelle Glück für den Auswahltag zu besorgen. Ich kam zu dem Schluss, dass es nicht angebracht war und habe stattdessen für meine Familie eine Kerze angezündet. Ich bin nicht besonders gläubig, aber wenn man in diesem wunderschönen Bau umherläuft, fühlt man den Grund dafür, warum es so viele Menschen sind.
Seelisch zufrieden, nun aber mit reichlich Hunger im Bauch stattete ich mich bei Starbucks mit einer Toffee Nut Latte (Tall für 3,90 Euro) und einem Skinny Blueberry Muffin (2,00 Euro) aus und machte mich auf dem Rückweg zum Hotel. Auf dem Weg dahin hielt ich nach dem WDR-Rundfunkhaus Ausschau und fiel buchstäblich hinein, als ich gerade eine Karte suchen wollte, um mich nach dem Haus zu erkundigen. Ich hielt mich dort aber nicht so lange auf, griff mir lediglich alle verfügbaren Prospekte als Einschlaflektüre und bewunderte noch kurz den Pater Noster, bevor ich mich dann endgültig auf den Weg zum Hotel machte.
Ich war nicht völlig orientierungslos, aber schon ein wenig neben der Spur und stolperte plötzlich über ein paar Leuchtbuchstaben: Kolping International. Das konnte aber nicht sein, weil das Kolpinghaus, das ich mir im Internet angeschaut hatte und das auch in der Mail der netten Dame vom WDR verlinkt war, woanders stand. Verunsicherung. Stehe ich morgen womöglich am falschen Ort? Was nun? Erstmal zum Hotel, dort „Türkisch für Anfänger“ gucken und essen. Anschließend muss ich klären, wo ich nun wirklich hin muss.
0.23
Das Nachtmagazin in der ARD hab ich noch mitgenommen, vorher natürlich geklärt, dass ich ursprünglich richtig gelegen habe mit der Adresse des Kolpinghauses. In den mehr als vier Stunden, die ich nun auf meinem Zimmer liege, habe ich viele Informationen aufgenommen, mich über den WDR und seine Protagonisten informiert und nebenbei ab und an auf den Fernseher geschaut. Die Süddeutsche, die Taz und die WAZ habe ich überflogen und bin mir nach Durchsicht der Tagesschau und des Nachtmagazins sicher, dass die Themen des morgigen Tages die Wiedereinführung der Pendlerpauschale ab dem 20sten Kilometer, die lebenslange Haftstrafe für den Kofferbomber von Köln, die neuen Ergebnisse der IGLU-Studie (wie gut lesen unsere Kinder?), der Dioxin-Fleisch-Skandal (jetzt auch Rindfleisch betroffen) und die Beerdigung des in Griechenland erschossenen Jugendlichen in Verbindung mit weiteren Krawallen sein werden. Je nach Umfang der zusammen zu stellenden Sendung rutscht dann noch was raus oder rein (Bremen nach dem 2:1 gegen Inter im Uefa Cup oder Edeka schluckt Plus).
Ich spüre, dass meine Augen Dunkelheit fordern und werde ihnen sogleich gehorchen. Ich weiß nicht, ob ich bereit bin für morgen, aber ich bin zuversichtlich, weil ich mich ein wenig so fühle, wie vor den Abi-Klausuren. Nicht wirklich sicher, ob ich das Richtige gelernt und vorbereitet habe, aber schon optimistisch, dass es dann doch irgendwie reicht. Und im Grunde genommen kommt es eh auf mich selbst an. Wie sagen das die Bundesligaspieler immer? „Wenn ich topfit bin, kommt eh niemand an mir vorbei.“ Mit der Devise gehe ich da morgen rein.
0.32
Hab ich schon gesagt, dass ich die Ruhe nicht mag? Ich verfluche mich gerade dafür, kein Hörspiel oder eine DVD dabei zu haben, die ich in den Laptop schmeißen kann, um dabei einschlafen zu können. Ich fühle mich nicht wohl so alleine. Man denkt zuviel nach in solchen Situationen. Und manchmal fallen einem Dinge ein, die man nicht denken will. Und dann kann man erst recht nicht einschlafen. Was würde ich für eine Benjamin Blümchen Kassette geben…
Der Auswahltag
7.00
Der Wecker geht und ich bin wach. Hellwach. Erstaunlicherweise habe ich gut geschlafen, trotz der wachsenden Anspannung, die – ja, verdammt noch mal – da ist. Die Dusche wird schneller genommen, als angekündigt. Ich bin halt ein rechtschaffener Mensch und nicht verschwenderisch. Dann der schwerste Akt: Die Haare. Meine Frisur ist nicht darauf ausgelegt, gemacht zu werden. Normalerweise stehe ich morgens auf, gehe mir einmal durch die Haare oder setze eine Mütze auf. Heute aber muss sie so sitzen, wie auf dem Bewerbungsfoto. Es gelingt mir tatsächlich nach gut zehn Minuten. Ich bin bereit.
Das Auschecken aus dem Hotel geht wieder sehr schnell. Vielen Dank und auf Wiedersehen. Ich suche ein Cafe, in dem ich erstens einen Kaffee, zweitens was für den kleinen Hunger und drittens eine oder mehrere Zeitungen bekomme. Letzteres erledigt sich durch diese in Köln sehr weit verbreiteten Verteilerkästen vom Kölner Stadtanzeiger, der Kölner Rundschau und der BILD. Sonst kaufe ich das Boulevard-Blatt ja nicht, aber heute brauche ich eine gewisse Orientierung, was die Krawall-Presse „auf der Eins“ – also als Topthema – hat. Der KSta (1,10 Euro) und die BILD (0,60 Euro) wandern also in meine viel zu schwere Sporttasche und ich in das nächste Starbucks. Dieses Mal leiste ich mir kein exklusives Getränk, sondern einen grundsoliden Kaffee Grande (2,10 Euro) und einen Bagel mit Frischkäse (2,80 Euro). Falls jemand fragt, ob ich zuviel Geld habe: Nein, der Nikolaus in Person meiner Mutter hat mir mehrere Gutscheine geschenkt.
Nach Durchsicht der Presse, Kaffee- und Bagelgenuss ist es 9.15 Uhr. Meine Zeitplanung funktioniert perfekt. Auf ins Hotel.
9.32
Der Auswahltag beginnt. Ich sitze mit neun anderen Bewerbern in einem Raum mit vielen Laptops. Ich denke: Jetzt kommt die Nachrichten-Übung. Doch nach der Einleitung folgt: Die Redaktionssitzung. Eigentlich werfen mich kurzfristige Planänderungen nicht um, aber irgendwie wäre mir die andere Reihenfolge lieber gewesen. Ich bin morgens noch nicht so kommunikativ. Nun gut, Redaktionssitzung also. Der Raum ist nicht besonders groß, in der Mitte mehrere Tische in U-Form mit unseren Namensschildchen. An den Wänden sitzen die fünf Juroren, einer hat eine Glatze, wie D! sieht er aber nicht aus. Der Vergleich drängt sich deshalb auf, weil die Situation hier einfach wie ein Casting anmutet. Wir müssen uns in fiktiven Situationen beweisen und darin möglichst viel von unserer Persönlichkeit nach außen kehren. Das ist schwer, was ich merke, als die Konferenz beginnt.
Das Thema darf ich ziehen, weil der Leiter des Auswahltages gerne eine männliche Person hätte, weil es am Tag zuvor eine weibliche war. Man versucht wirklich alles um den nach dem letzten Auswahlverfahren entstandenen Eindruck, Frauen würden bevorzugt (neun von zehn weibliche Bewerber wurden 2007 genommen), entschieden entgegenzutreten. „Quoten gibt es bei uns nicht“, hatte man uns vorher schon versichert.
Ich ziehe also. Und greife tief ins Klo wie man bei uns sagt. Das Thema: Kanzlerin Merkel hat sich bereit erklärt, an einer einstündigen Sendung im WDR teilzunehmen. Das Format ist nicht vorgegeben, das Thema hingegen schon: Die Finanzkrise. Na toll.
Es geht also los. Ich erkläre mich schnell bereit, mich an die Tafel zu stellen, weil mir schon schwant, dass ich zu diesem Thema nicht viel Konstruktives beitragen werde. Klar, die Finanzkrise ist in meinem Hinterkopf, ich habe einige Infos dazu und ich werde in der kommenden Stunde (soviel Zeit haben wir) auch das ein oder andere einwerfen, was mir dazu einfällt. Aber ein „Jahresausblick 2009“, wie ihn die Gruppe vom Vortag hatte, hätte mir wesentlich besser gelegen. Zumal man den Sport dabei nicht hätte aussparen dürfen. Am Ende kommen wir zu einem „Hart-aber-fair“-ähnlichen Format mit Einspielern zur Wirtschaftskrise aus Sicht der Bürger NRWs. Wir sind ja schließlich der WDR. Die Banken (eine Omma, die ihr Erspartes verloren hat und ein Student, dessen Kreditrate in die Höhe geschnellt ist), die Auto-Industrie (ein Opel-Werkmitarbeiter), das Handwerk (nicht genau bestimmt) und der Einzelhandel (Vertreter vom boomenden Kölner Weihnachtsmarkt als positiven Ausblick) kommen in die Sendung. Es gibt außerdem eine Doppelmoderation. Die Sendung steht.
Frage: Wer würde sich diese Sendung am Freitagabend anschauen? Einige nicken mutig, andere zögerlich. Ich denke: Da läuft Fußball, also eher nicht. Bin ich deshalb ein schlechter Mensch?
Wir sollen uns einschätzen, unsere Rolle in der Konferenz benennen. Ich sage zunächst ehrlich, dass es nicht mein Thema war, dass ich normalerweise Zeit benötige, mich in ein Thema – das nicht meins ist – einzuarbeiten und ich mich deshalb auch gleich an die Tafel gestellt habe. Ich habe versucht, mich dennoch einzubringen und – jetzt kommt das Fatale – glaube, dass mir das (ich war sehr kleinlaut und habe noch die Hoffnung, dass das niemand verstanden hat) ganz gut gelungen ist. Ein fataler Fehler: Kurz nach der Konferenz fällt mir ein, dass ich nicht gesagt habe, was ich dachte: Das ich schlecht war und mich nicht wohl gefühlt habe. Dass ich zwar versucht habe, etwas Konstruktives beizutragen, dass es mir aber nie gelungen ist. Dass ich die Chance nicht genutzt habe.
11.47
Es gibt Essen. Um kurz vor 12. Ich fühle mich wie im Krankenhaus. Nur das Essen ist besser. Und die Gesprächspartner, auch wenn es auffällt, dass die Anspannung enorm ist. Ich esse Reis mit Curry, etwas überbackenen Blumenkohl, Kroketten und Salat. Der Nachschlag besteht aus Lachs mit Reis, nur wenig. Anschließend noch Rote Grütze mit Vanillesoße. Man muss nehmen, was man kriegt.
12.47
Die Nachrichtenübung beginnt. Bis 15.30 Uhr haben wir nun Zeit aus vier Händen voll Meldungen einen vier Minuten langen Nachrichtenblock zusammenzuschneiden. Ich bin zuversichtlich, denn der Wust an Meldungen sieht nicht so unüberblickbar und beliebig aus, wie der im extra von der Uni dafür eingerichteten Seminar. Doch dann der Schock: Der Nachrichtenblock soll bei WDR 4 laufen. Das Seminar behandelte Nachrichten von 1Live. Ich sterbe kurz einen Tod und beschließe dann mich mit der Situation zu arrangieren. WDR 4 ist in Berlin vergleichbar mit 88,8, dem Radio meiner Mutter. Ich kenne die Nachrichten von dort und versuche mich ein wenig, daran zu orientieren. Es gelingt mir einigermaßen, ob meine Ordnung am Ende die richtige war kann ich nicht beurteilen. Ganz falsch, glaube ich, lag ich mit meiner Topmeldung aus Griechenland nicht. Auch wenn die Topmeldung eigentlich eine Nichtmeldung war, aber manchmal ist es eben wichtig, wenn in einem Gebiet, das gestern noch von Krawallen gesäumt war, plötzlich Ruhe herrscht.
15.27
Ich bin nicht erleichtert. Im Gegenteil. Die Anspannung steigt. Ich sitze drei Meter von dem Raum entfernt, in dem nachher mein Einzelgespräch stattfinden wird. Ich bin der Letzte im Bunde, was nicht an meinem bisherigen Abschneiden, sondern an meinem Nachnamen liegt. Ich denke an eine Freundin von mir, die Zimmermann mit Nachnamen heißt oder einen Kumpel mit dem Nachnamen Spöcker. Die wären alle nach mir dran gewesen, sind aber an anderen Tagen dran. Also sitze ich hier und sehe einen nach dem anderen in diesen Raum gehen, der über die Zukunft von uns allen entscheiden kann. Danach sind sie eigentlich alle recht glücklich, ich kann aber nicht zuordnen, ob es wegen des Gespräches ist oder weil der Tag für sie nun zu ende ist. Vier sind noch vor mir dran. Ich muss noch mehr als eine Stunde warten.
16.32
Der Vorletzte braucht erstaunlich lange. Meine Dortmunder Kollegen sind alle durch und vergnügen sich bereits auf dem Kölner Weihnachtsmarkt. Der männliche Leipziger ist nun schon mehr als 15 Minuten in diesem Raum. Bisher ging das irgendwie immer schneller. Die weibliche Leipzigern – beide sind übrigens nicht wirklich aus Leipzig, sondern studieren nur dort – ist noch vor mir dran, dann beginnen meine 20 Minuten. Ich habe mir viele Dinge überlegt, die ich dort sagen wollte, aber im Enddefekt wird es darauf ankommen, was ich dann wirklich da drin von mir gebe. Ich muss dieses Mal sagen, was in mir vorgeht. Nicht so, wie in der Konferenz. Meinen (wahnsinnig lustigen) Einstiegssatz: „Sie haben mich gerufen, hier bin ich, was kann ich für sie tun“ werde ich mir verkneifen. Dann aber meine Show abliefern…ich meine so sein wie ich bin.
16.39
Der Leipziger ist da. Die Leipzigerin geht in den Raum. Er ist erleichtert. Und muss morgen zum MDR. Die Leipziger dürfen sich nämlich – im Gegensatz zu uns – bei mehreren Medien bewerben. Ich wittere einen Skandal, aber der Leipziger ist zu nett, um eine Beschwerde in Leipzig anzustrengen. Er soll sein Ding machen und ich meins. Vielleicht landen wir ja am Ende beide beim WDR. Gleich bin ich dran. Der Blutdruck steigt.
17.59
Ich sitze im NRW_Express zurück nach Dortmund. Um mich herum lauter Studenten und Leute, die bereits im Arbeitsleben stehen. Die es schon geschafft haben. Oder dabei sind. Ich dagegen habe gar nichts geschafft. Ich habe versagt. Habe gestammelt, bin über meine Worte gefallen (sofern sie mir denn überhaupt einfielen) und hatte mehrere Blackouts. Wer keine Antwort auf die Frage hat, warum der WDR ihn nehmen soll, hat es auch nicht verdient genommen zu werden. Die richtige Antwort wäre vermutlich so etwas gewesen wie: „Weil ich Potenzial habe und Ihnen die einmalige Möglichkeit gebe, mich zu formen. Wenn Sie es nicht tun, tut es jemand anderes.“ Oder so. Aber nicht: „……………………………..also……………………….naja……………………………….weil……………………………………“ usw. Ich hab dann irgendwas gestammelt von wegen, weil ich mich in Themen reinsuhlen kann oder so. Ich hab es schon wieder vergessen. Es war ein Gespräch zum Vergessen. Mir wurden Fragen gestellt, auf die ich hätte vorbereitet sein können. „Braucht ein Fußball-Klub eine Seite für Frauen?“ Ich stammele was von ja, nein, ja, nein und lege mich am Ende auf nein fest. Weil Frauen Fußball zwar nicht völlig anders gucken, als Männer, aber…man muss da ja auch unterscheiden, zwischen solchen, die sachkundig sind und…aber das betrifft ja auch Männer also…nein. DAS nenn ich mal ne schlüssige Argumentation. Großer Sport, Herr Otto.
Am Ende gab es keine Fragen mehr. Ich hatte auch keine. Tat aber so. „Wenn Sie noch eine Frage stellen oder einen Themenaspekt, der ihrer Meinung nach zu kurz gekommen ist, ansprechen wollen, haben Sie jetzt die Möglichkeit.“ Ich suche in meinem Kopf und widerlege meine eigene These, die besagt, dass ein Mensch eigentlich nicht Nichts denken kann. Da sollte ich mal drüber nachdenken.
Es ist ein düsterer Tag für mich und ich gebe auch zu, dass mich das Ganze mehr mitnimmt, als ich dachte. Für mich war der WDR zunächst nur eine Option, bei einem großen öffentlich-rechtlichen Medienunternehmen zu landen (Jobsicherheit.de) und allen zu bestätigen, was ich (zurecht?) nie so richtig wahrhaben wollte: Das ich ein hochtalentierter Journalist bin. Fakt ist: Der WDR war für mich in den letzten Wochen dann doch mehr, als eine Option. Er war das Idealbild der Ausbildungsstätte. Das Problem ist, dass ich das zu spät gemerkt habe und deshalb unvorbereitet war. Ich kannte weder Strukturen, noch einzelne Sendungen. Ich bin mit dem RBB aufgewachsen, dem ich mich viel näher fühle. Jedenfalls steht nun nach diesem aufreibendem Tag eines (so gut wie) fest: Beim WDR werde ich nicht ausgebildet. Am Freitag „bis 15 Uhr“ gibt es die Mail, die bei einigen vielen – und ich hoffe es trifft die Richtigen (und nicht mich) – für Jubel sorgen wird. Ich werde mich nach einem für mich geeigneten Volontariat umschauen.