Posts Tagged ‘Werder’

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Ich glaub, es geht schon wieder los…

15. August 2008

Werder-Manager Klaus Allofs drohte schon in der Versenkung zu verschwinden. Kein spektakulärer Transfer in der Sommerpause, kein zu schlichtender Streit und nicht einmal ein pressefreundlicher Kommentar zu einem vielleicht schon erfolgten Anruf von Ailton („Ja, er hat mich angerufen. Ich soll euch alle schön grüßen…“). Ja, es war eine ruhige Nach- und Vorbereitungsphase in Bremen.

Schlagzeilen machten die anderen. Die Bayern mit Klinsmann und seinen neuen Trainings- und Motivationsmethoden. Die Schalker mit der Verpflichtung von Jefferson Farfan und Orlando Engelaar. Die Wolfsburger mit ihren neuen Italienern Barzagli und Zaccardo. Die Hamburger mit dem Verkauf von Rafael van der Vaart. Die Stuttgarter mit dem Transfer von Problemkind Jan Simak. Die Leverkusener mit der Entlassung von Michael Skibbe und dem dafür auf den Trainerstuhl gesetzten Bruno Labbadia. Die Hannoveraner mit starken Auftritten in der Vorbereitung und den Transfers von Jan Schlaudraff und Mikael Forssell. Die Frankfurter mit übergewichtigen Rekordtransfers. Die Berliner mit starken Auftritten in der Uefa-Cup-Qualifikation und der Nicht-Verpflichtung eines südamerikanischen Spielmachers. Und die anderen acht mit ähnlichen Transfers, Nicht-Transfers, Querelen innerhalb oder außerhalb der Mannschaft und verschiedenen anderen Problemen.

Und dann, als sich die ganze Liga auf den Auftakt freut. Auf das Hammer-Duell zwischen dem FC Bayern und dem HSV, zwischen Klinsmann und Jol, zwischen Ribery van Bommel und van der Vaart Jarolim. Da kommt Klaus Allofs und verkündet die Verpflichtung des anderen verlorenen Sohnes (neben Ailton), von Claudio Pizarro nämlich. Pizarro könnte die erhoffte Schließung des Sturm-Loches sein. Er war jedenfalls mal einer dieser Stürmer, die den Unterschied ausmachen. Allerdings mit der Betonung auf „war“. Bei Chelsea saß er hauptsächlich auf der Bank, kam hier und da mal ins Spiel und schoss, wenn es ganz gut lief, sogar mal ein Tor. Allerdings – und da kommt es jetzt vor allem auf den Spieler an – muss schon alles passen, damit aus dieser erneuten Liason (es ist ein Leihgeschäft, bei dem Chelsea wahrscheinlich einen Teil seines Gehalts übernimmt) nochmal eine erfolgreiche wird. Pizarro darf sich nicht zurücklehnen, sondern muss die Rückkehr nach Bremen als Chance sehen, seinem eigentlichen Arbeitgeber zu zeigen, dass er, wenn er spielt, ein Weltklassestürmer ist, der diesen Namen und damit das Trikot des FC Chelsea verdient. Wenn er das schafft, hilft er auch gleich noch seinem alten Arbeitgeber und könnte einen weiteren ehemaligen Arbeitgeber, die Bayern nämlich, ordentlich ärgern.

Sowieso, die Bayern. Die spielen heute in der Allianz-Arena gegen den Hamburger SV. Kam es nur mir so vor oder hat der Bayern-Sponsor mit dem großen T einen Deal mit zahlreichen Medien, damit der Auftritt vom aufgehenden Opern-Star und Werbeträger Paul Potts es auch ja in die Vorberichterstattung des Auftaktspiels schafft? Sogar beim sonst für Nebengeschichten eher unsensiblen Kicker wird er erwähnt. Aber gut, wenn das Spiel genauso dramatisch wird, wie der Werbespot, dann endet es 4:3 für den FC Bayern – durch ein Tor des 17jährigen Thomas Müller. Aus der Drehung.

Geil, dass es wieder los geht!

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Welch Wunder

14. Mai 2008

Wenn es euch mal bei Fußballwetten darum geht, viel Geld zu verlieren und bei Tippspielen darum einen zu finden, der Letzter wird, dürft ihr mich gerne anrufen. Ergebnisse liegen mir irgendwie nicht. Was das Geschäftliche und die Geschehnisse um Ivan Klasnic angeht, bin ich allerdings nachweislich auf der Höhe.

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Konzentration bitte!

3. Mai 2008

Boah, was ist denn bei der Sportschau los? Erst wird aus Robert Vittek Robert Kovac und dann heißt der ausrangierte Bielefelder Keeper plötzlich Uwe statt Matthias Hain…

Zuviel gefeiert Herr Delling? Oder Sehnsucht nach dem Günter?

Vor dem Spielbericht von Bremen gegen Cottbus leistete sich Delling – im Zusammenhang mit dem „Fall Klasnic“ – dann noch dieses „Sahnestück“: „Da gab es in den letzten Wochen einige Situationen, die dem SV Werder ganz schön an die Nieren gegangen sind…“ 

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Friede, Freude, Eierkuchen in Bremen

30. April 2008

Friede – Ein wichtiges Wort im beschaulichen Bremen. Der SV Werder, das ist ein Fußball-Verein, der für sein tolles Umfeld und seine herzliche Atmosphäre bekannt ist. Hier finden fast gescheiterte Profi-Karrieren zurück in die Spur. Die besten brasilianischen Talente schätzen den norddeutschen Vorzeige-Klub als Sprungbrett nach ganz oben. Sie loben die tolle Betreuung, fühlen sich meistens wohl. Der Erfolg erhielt vor allem dadurch Einzug in Bremen.

Freude – Das Jahr 2004. Werder ist Deutscher Meister. Ausgerechnet beim großen Rivalen aus München. Hier, im Münchener Olympiastadion, beginnt eine Entwicklung, die aus dem netten Bremer Fußball-Verein eine erfolgsorientierte Firma macht. Ihr Chef: Klaus Allofs, seit 1999 im Klub. Mit einer in Bremen nie gekannten Zielstrebigkeit verfolgt der ehemalige Weltklassestürmer seine Ziele und nimmt dabei keine Rücksicht auf die Gewohnheiten des Nordens. Niemand stört sich daran, denn Allofs hat Erfolg und mit Thomas Schaaf einen Trainer, der den alten SV Werder noch in sich trägt. 

Eierkuchen – Es gibt sie in süßer und herzhafter Form, was die Parallele zu Klaus Allofs erleichtert. Wenn es darum geht, baldige Weltklasse-Spieler wie Diego oder solche, die es noch mal wissen wollen, wie Johan Micoud, zu umgarnen, läuft der Manager mit der Zuckertüte durch die Gegend. Geht es darum Spieler, die den Erfolg gefährden, wie Carlos Alberto oder jetzt Ivan Klasnic, dann nimmt Allofs auch mal den Salzstreuer zur Hand und streut es diesen Spielern in die Wunden. Den netten SV Werder gibt es nur noch, wenn der Erfolg da ist.

Im April 2008 ist der Erfolg immens gefährdet. Es geht, wie immer im Fußball-Geschäft, um Geld. Geld, das wichtig ist, um dranzubleiben an den Bayern, die den Bremern einige Jahre das Gefühl gegeben hatten, sie ablösen zu können. Dass Uli Hoeneß eingenommenes Geld in schöner Regelmäßigkeit auf das Festgeldkonto überwies und sich ansonsten darauf beschränkte, mögliche Konkurrenten der Bundesliga zu schwächen, in dem er ihnen die Spieler abwarb, daran hatte man sich in Bremen gewöhnt. Mit einem guten Scouting-System schafften es die Bremer immer wieder nach München abgewanderte Spieler wie Frings, Pizarro oder Ismael zu ersetzen. Doch seit Ende der letzten Saison, hat Hoeneß eine neue Strategie. Ran ans Festgeldkonto und Spieler kaufen, die die Bundesliga noch nicht gesehen hat. Auch Werder nicht.

So ist es dazu gekommen, dass die Welle des Erfolges, auf der die defensiv schon immer schwache Mannschaft in den letzten Jahren geritten ist, in dieser Saison an ihr vorbei gerauscht ist. Der Ball fällt nicht mehr fünf bis sechsmal pro Spiel ins gegnerische Netz, findet aber trotzdem noch in schöner Regelmäßigkeit mindestens dreimal den Weg ins eigene. Sogar die eminent wichtige Qualifikation für die UEFA Champions League ist gefährdet. Es wäre eine Katastrophe für Werder und Allofs. Die erste große, seit er Manager ist.

Eierkuchen – Die süße Form davon verkörperte Allofs gerade erst wieder, als einer seiner Spieler, nämlich der nierengeschädigte Ivan Klasnic, den Fokus nicht auf den Fußball, sondern auf juristische Dinge legte. Der 28jährige Kroate verklagte zunächst den Bremer Mannschaftsarzt auf knapp 1,5 Millionen Euro, weil dieser seinen Nierenschaden nicht erkannt hatte und ihm mehrfach (es ist die Rede von 3250 Milligramm in vier Jahren – über 25 Milligramm sind verschreibungspflichtig) das Schmerzmittel Diclofenac verschrieb. Laut Packungsbeilage ist bei diesem Medikament in Kombination mit einer vorgeschädigten Niere „eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung“ erforderlich. Diese ist, so die Argumentation Klasnics, nicht erfolgt. Am Montag dann setzte er sich mit seiner Frau und seinem Anwalt zu Reinhold Beckmann in die Sendung und ließ den letzten Rest Beschaulichkeit aus dem Bremer Umfeld wegwischen: „Es kam gar nichts von Werder. Kein Anruf von Herrn Allofs. Nichts“, sagte Patricia Klasnic.

Klasnic selbst äußerte sich eher bedeckt, bestätigte aber, dass die Einnahme von Medikamenten bei Fußball-Profis gang und gäbe sei: „Ich habe die Tabletten als junger Spieler immer genommen – ich wollte ja spielen und hatte keine Ahnung, was los ist“. Der ehemalige DFB-Arzt Wilfried Kindermann sagte: „Die Schmerztabletten werden wie Smarties eingeworfen.“

Freude – War den Bremern nach „Beckmann“ nicht anzusehen. Nach der Sendung wurde Klasnic von Allofs „zum Gespräch“ gebeten. Angeblich seien die Irritiationen ausgeräumt, Klasnic werde sich sogar wieder vom Bremer Mannschaftsarzt behandeln lassen und auch eine Vertragsverlängerung steht noch zur Debatte. Wer Klasnic bei Beckmann gesehen hat, darf daran doch stark zweifeln. „Meine Wut war sehr groß“, hatte der Stürmer im Studio gesagt. Es ist eigentlich unvorstellbar, dass er sich noch einmal von diesem Arzt behandeln lässt. 

Friede – Trügerischer kann dieser in Bremen zurzeit gar nicht sein. Natürlich versucht Klaus Allofs jegliche Ablenkung, die das Ziel, der Qualifikation für die Champions League, gefährdet, im Keim zu ersticken. Doch dafür kam er im „Fall Klasnic“ um einiges zu spät. Die „Einigung“, die der Presse nun präsentiert wurde, erinnert zu sehr an das beschauliche Werder aus den Zeiten vor Allofs. Doch diese sind nunmal schon seit langem vorbei. Und aus diesem Grund werden beide Parteien intern auch beschlossen haben, getrennte Wege zu gehen. Es sei denn Allofs trennt sich vom Mannschaftsarzt. Doch das ist aufgrund verschiedener geschäftlicher Verbindungen ziemlich unwahrscheinlich…