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Lasst Koller leben

4. Mai 2008

Jan Koller feierte mit den Fans. Er ließ sein getauschtes Trikot fallen, hob die Arme in die Höhe und applaudierte ihnen. Eine Welle, noch eine und noch eine. Die Dortmunder Südtribüne feierte ihren Helden.

Das Problem? Jan Koller spielt bereits seit fast drei Spielzeiten nicht mehr beim BVB. Von 2002 bis 2006 spielte der Tscheche im schwarz-gelben Trikot und erzielte in dieser Zeit ganze 59 Treffer. Im WM-Jahr wechselte Koller nach Monaco, wurde dort überhaupt nicht glücklich und kehrte zu Beginn diesen Jahres zum 1. FC Nürnberg in die Bundesliga zurück. In elf Spielen hat Koller dort bisher zweimal getroffen. Wirklich zufrieden ist das Nürnberger Publikum mit dem Zwei-Meter-Riesen nicht. 

Am vergangenen Freitag jedoch wurde aus Unzufriedenheit blanker Hass. Als Koller sich, wie beschrieben, von der Dortmunder Südtribüne feiern ließ und danach mit feuchten Augen zu seinem eigenen, dem Nürnberger Block ging, rasteten die Fans aus. Ausgestreckte Mittelfinger waren noch das mildeste Zeichen der Abneigung. Das „Kopf-ab“-Zeichen, dass man sonst nur aus Kinofilmen oder von Gerald Asamoah kennt, war ebenfalls zu sehen. Der Tscheche war zunächst nur irritiert, verbeugte sich dann als Entschuldigung und drehte schließlich enttäuscht ab. Auf dem Weg zum Kabinengang entfuhr ihm dann das, was dem ganzen dann leider die unrühmliche Krone aufsetzt: „Fucking Nürnberg-Fans“.

Im Nürnberger Fanforum geht es seitdem nachvollziehbarer Weise hoch her. Nach einer Entschuldigung Kollers glätten sich die Wogen zwar, doch wirklich rehabilitieren wird sich Koller wohl nur durch Tore in den letzten drei Spielen, die am Ende bitte schön auch zum Klassenerhalt reichen. Das ist zumindest die Essenz aus dem was der kleine Kreis im DSF-Doppelpass gerade geäußert hat. Waldemar Hartmann sprach von einem „No go“, Claus Strunz von der Bild am Sonntag kann die Nürnberger Fans sogar in der überzogenen Härte der Reaktion verstehen. 

Ich persönlich kann dem überhaupt nicht zustimmen. Klar, Fußball ist ein emotionales Geschäft und bei den Nürnbergern liegen die Nerven blank. Da kommt es nicht gut an, wenn ein Spieler der eigenen Mannschaft mit den Fans der anderen ein 0:0 feiert. Aber genau darum ging es Koller in diesem Moment ja gar nicht. Er war einfach nur glücklich über die positiven Reaktionen der Dortmund-Fans und wollte ihnen dafür etwas zurückgeben. Die LaOla-Welle hätte er sich natürlich sparen können, aber es zeigt einfach nur, dass da einer mit Herz bei der Sache ist und eben nicht ständig die Benimmregeln der Vereine durchdekliniert.

Spieler wie Jan Koller, denen die Reaktion der Fans so ans Herz geht, gibt es nicht mehr viele in der Bundesliga. Das beste Beispiel dafür ist Herthas Joe Simunic, der unlängst den Satz geäußert hat: „Es gibt so viele Leute, für die Hertha das ganze Leben bedeutet. Die tun mir leid. Die werden verarscht.“ Darüber sollte man diskutieren. Und nicht über einen Fußballer, der von seinen Gefühlen übermannt, mit den (in diesem Moment) falschen Fans feiert. Meinen Respekt hat er.

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Ein paar Notizen zum langen Uefa-Cup-Abend

21. Februar 2008

1. Warum haben wir nicht früher dran gedacht, unsere Punkte einfach im vermeintlich leichteren Uefa-Cup zu holen? Dann hätte es die Debatte um den möglichen Verlust des dritten Champions-League-Platzes gar nicht gegeben.

2. Vielleicht sollten wir überlegen, jetzt wo der Herr Rummenigge so ein hohes Tier bei der ECA ist, ob wir nicht auch mal eine Regeländerung einführen sollten. Ich wäre dafür, bei einem Sieg mit mindestens vier Toren Unterschied einen Extra-Punkt in der Uefa-Rangliste zu vergeben. Dann hätten wir die Italiener bald…

3. Ist jemandem aufgefallen, ab welchem Zeitpunkt Lukas Podolski plötzlich aufgeblüht ist? Genau, als Luca Toni vom Feld ging und „Poldi“ mit seinem „Ziehvater“ Miroslav Klose zusammen spielen durfte. Das erste Tor des ehemaligen Kölners bereitete Klose mit einem Schuss vor, den der gegnerische Keeper nur abklatsche konnte. Das zweite (per Kopf, das kann er also auch) von Kumpel Bastian Schweinsteiger. Das macht doch schon wieder Lust auf die EM.

4. Eigentlich sollte hier stehen: „Thomas von Heesen in allen Ehren, aber dieser Nürnberger Sieg gegen Benfica Lissabon gehört noch Hans Meyer. Und macht Mut für den Abstiegskampf.“ Dann geschah Punkt 7.

5. Wenn 35.000 Fans in Hamburg „trotz des deutlichen Ausgangs im Hinspiel“ (O-Ton DSF) viel sind, dann müssen wir uns in Berlin ja keine Sorgen mehr machen, wenn wir irgendwann mal wieder im Uefa-Cup nur 20.000 Zuschauer haben.

6. Ich weiß noch nicht, wie das Spiel ausgegangen ist, aber die Bremer Auswärtspartie in Braga als „Pflichtaufgabe“ (stand heute in der Süddeutschen, ist aber glaube ich von der dpa übernommen) zu bezeichnen, finde ich etwas überheblich. Klar, das 3:0 im Hinspiel war vom Ergebnis her deutlich, aber das Spiel selbst sagte etwas ganz anderes aus (Wiese hielt ja nicht nur die beiden Elfmeter). Natürlich muss eine Mannschaft, die Deutscher Meister werden will, so einen Vorsprung selbst Auswärts über die Zeit bringen. Da die Bremer ohne Diego bisher eher wenig gerissen haben (ich erinnere hier gerne an die DFB-Pokal-Pleite in Dortmund), sollten sie sich auf keinen Fall zu sicher fühlen. Aber Thomas Schaaf ist ja auch kein Journalist und wird das seinen Spielern schon beigebracht haben.

7. Der Kollege vom ZDF, der grad eben (87. Minute) meinte, dass die Abwehrspieler von Benfica den Namen Charisteas „ihr Leben lang nicht vergessen werden“, dem muss man einerseits sagen, dass die bei einem etwaigen Ausscheiden natürlich nicht in eine Dekaden andauernde Depression verfallen würden. Und andererseits wird denen der Name des Schützen des Nürnberger Führungstores gleich sowas von egal sein. Denn eben (89. Minute) fiel das 2:1 für Benfica….das Aus für den Club. So ungerecht kann Fußball sein (die Phrase des Tages).

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Wenn die Liebe schwindet

12. Februar 2008

Jeder kennt das: Liebe auf den ersten Blick. Nichts kann einem die Laune verderben und alles scheint zu funktionieren. Man hat Erfolg und am liebsten würde man den Partner nie wieder loslassen. Und dann…ist es plötzlich vorbei. Weil in den Wochen und Monaten zuvor irgendwie nichts mehr so war, wie zuvor. Weil man Seiten am anderen findet, die man nicht für möglich gehalten hätte. Und vielleicht auch, weil man den Erfolg den man hatte, nicht mehr dem Partner zuschreibt.

Deshalb trennt man sich voneinander. Wenn alles gut läuft im „beiderseitigen Einverständnis“, obwohl man das eigentlich nie wirklich behaupten kann. Einer spricht es zuerst an und der andere ist normalerweise erst einmal vor den Kopf gestoßen. So ist das nunmal…im Fußball.

Hans Meyer, der eigentlich unkündbare Trainer vom 1. FC Nürnberg musste nach dem zweiten Spieltag der Rückrunde seinen Platz räumen. Nach einem 0:2 in Karlsruhe und einem 1:1-Unentschieden zu Hause gegen Rostock. 16 Punkte aus 19 Spielen bedeuten Abstiegsplatz 16. Zu wenig für den DFB-Pokalsieger der vergangenen Saison. Zu wenig für die Ansprüche eines Michael A. Roth. Aber natürlich auch zu wenig für einen wie Hans Meyer.

Meyer wurde in der letzten Saison vom Erfolg verwöhnt. Er machte aus einer höchstens durchschnittlichen Mannschaft ein Titel-Team. Dass es so nicht weitergehen würde, wusste der 65-Jährige auch. Doch nicht nur die Neuverpflichtungen ließen die Erwartungen steigen, sondern auch ein Trainer, der zwar immer nüchtern blieb, aber in der Erfolgsphase nicht richtig  dagegenlenkte, wenn in den Medien Euphorie geschürt wurde. Aber der Umgang mit den Medien war Meyers Sache ja noch nie.

Schade ist nur die schwache Begründung von Manager Martin Bader, der mit Thomas von Heesen nur einen Tag nach Meyers Beurlaubung schon einen Nachfolger präsentierte. Von Heesen habe Erfahrung im Abstiegskampf. Er hatte wohl vergessen, was Meyer vor seinem Engagement in Nürnberg geleistet hatte: Nämlich Hertha BSC vor dem Abstieg gerettet…