Posts Tagged ‘Löw’

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Tim Wiese – ein Proll wird erwachsen

26. März 2009

Es war ein Donnerstag, der den Lebenslauf von Tim Wiese um eine nicht ganz unbedeutende Kategorie erweiterte. Dort stand bisher lediglich „Bundesligatorhüter“. Am 14. August 2008 kam „Nationalspieler“ hinzu. Rene Adler, damals die Nummer Zwei hinter Robert Enke, zog sich im Training eine Verletzung zu, Bundestrainer Löw hatte plötzlich einen Torwart zu wenig. Wiese war fit. Und stand bereit.

Nach dem mehr oder weniger freiwilligen Rücktritt von Jens Lehmann nach der EM 2008 waren Enke und Adler zur Nummer Eins bzw. Nummer Zwei aufgerutscht. Ein eindeutiges Bekenntnis zu dieser Rangfolge fehlte – und fehlt bis heute. Das Volk gab damals in mehreren Medien seine eindeutige Meinung ab. Adler, und nicht Enke, sollte die Nachfolge von Jens Lehmann antreten, was verständlich war nach den Leistungen des Leipzigers in Diensten von Bayer Leverkusen in jener Zeit. Doch wie für jeden Torhüter irgendwann, kam auch für Adler eine Zeit, in der er sich am liebsten aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hätte. Der 24-Jährige machte Fehler, auf dem Platz wohlgemerkt, nicht daneben. Das war immer eher das Metier von Tim Wiese. Mehrfach hatte er nach Nominierungen, bei denen er mal wieder übergangen worden war, trotzig seinen Unmut in jede Kamera und jeden Journalistenblock geäußert, die ihm unter die Nase gehalten wurden. Das hat seinem Ansehen bei Joachim Löw natürlich nicht geholfen, der hatte mit Gegentrotz reagiert und Wiese weiter ignoriert. Bis zum 14. August 2008.

Wiese nach seiner der Nominierung: „Jetzt habe ich den Fuß in die Tür bekommen.“

Und er ließ ihn drin. Mit souveränen Auftritten in der Bundesliga und vor allem souveränem Auftreten bei der Nationalmannschaft. Wenn man Wiese dort sieht, ist er manchmal nicht wiederzuerkennen. Ruhig, besonnen, fast unauffällig verrichtet er seine Arbeit – und zwar herausragend. Das hat nicht nur mit den elf Kilogramm zu tun, die er nach und nach nicht nur an Muskelmasse abbaute, sondern auch mit einer neuen Mentalität. Flapsig könnte man sagen, dass Wiese nun weiß, wie der Hase läuft. Formal, dass Wiese erwachsen geworden ist. Das hat gedauert, der Mann ist bereits 27, aber bei Torhütern dauert es eben manchmal ein bisschen länger. Vor allem bei solchen, die den Großteil ihrer Jugend auf dem Trainingsplatz oder im Kraftraum verbracht haben. Doch vielleicht hat es genau rechtzeitig „klick“ gemacht.

Denn in einer Zeit, in der Deutschlands Torhüter „nicht weltklasse“ sind, ist Wiese einer der besseren und könnte die unerwartete, aber richtige Antwort auf die in Deutschland derzeit diskutierte T-Frage sein. Adler, Neuer und vielleicht auch Rensing mögen große Talente sein, Enke ein solider Bundesligatorwart, doch allein Wiese kann von sich behaupten, regelmäßig auf hohem Niveau Spielpraxis gesammelt zu haben und dadurch gewachsen zu sein. Er hat in der Champions League und Uefa-Cup gehalten, dort in den von Fußballern begehrtesten Arenen der Welt denkwürdige Spiele gemacht: in Barcelona, Madrid, Rom, Mailand, Glasgow und, ja, auch in Turin. Es ist der Part im Fußballer-Leben von Tim Wiese, dessen Bilder er wohl am ehesten ausradieren würde aus seiner Karriere, wenn er denn könnte…

Der bitterste Moment im Leben eines Torhüters ist der direkt nach einem Fehler. Weil dann zahlreiche Spieler auf einen zukommen, um einem Mut zuzusprechen, als wäre alles halb so schlimm. Doch schlimmer als in einer KO-Runde kurz vor Schluss und gegen eine italienische Mannschaft einen Fehler zu machen, ist eigentlich nur Mitte der zweiten Halbzeit in einem WM-Finale gegen Brasilien einen Fehler zu machen. Wiese hat seinen „Kahn“ schon hinter sich und sich davon nicht unterkriegen lassen. Im Gegenteil. Er hat nicht nur auf der Linie die Qualität, sondern auch in Sachen Strafraumbeherrschung und Spielaufbau zu seinen Kollegen Lehmann (Strafraumbeherrschung) und Adler (Spielaufbau) aufgeschlossen. Dass Manuel Neuer in Topform im Spiel nach vorne eine Klasse für sich ist, erstens aber nicht in Topform ist und sich zweitens gerade einen Patzer in einem Bereich erlaubt hat, in dem man ihn eigentlich für stabil hielt, ist klar. Dass es bei Robert Enke schwerfällt, eine andere Stärke als seine altersbedingte Erfahrung aufzuzählen, spricht für sich.

Die Entscheidung, wer bei der WM 2010 in Südafrika im Tor steht, fällt zwischen Rene Adler und Tim Wiese. Wieses Vorteil ist nicht nur seine internationale Erfahrung, sondern auch, dass mit ihm niemand wirklich rechnet. Es kann gut sein, dass sich einige Journalisten noch wundern werden. Tim Wiese arbeitet daran, neben „Bundesligatorhüter“ und „Nationalspieler“ auch „(aktiver) Weltmeisterschaftsteilnehmer“ in seinen Lebenslauf schreiben zu dürfen. Ich meine, seine Chancen stehen besser denn je.

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Achja, und bitte nicht vergessen euch meinen ersten komplett selbst erstellten, getexteten und gesprochenen Beitrag bei KickerTV anzuschauen. Thema: Hertha BSC: >KLICK<

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Anspruch und Wirklichkeit

9. Juni 2008

Ja, Anspruch und Wirklichkeit. Zwei Dinge, die bei mir momentan weit auseinander liegen. Gerne würde ich jedes Spiel der Euro in voller Länger sehen und darüber auf diesen Seiten schreiben. Doch leider macht es sich bemerkbar, dass ich eben doch Student bin und ich als solcher entgegen landläufiger Meinungen doch ab und an was zu tun haben. Bei mir heißt dieses „was“ momentan Referat, von denen allein in dieser Woche drei anstehen.

Deshalb werden sich alle meine französischen, rumänischen, niederländischen und italienischen Fans heute woanders informieren müssen. Und ich fürchte morgen auch alle meine spanischen, griechischen, russischen und schwedischen. Wie es danach aussieht, wird sich noch zeigen – ich werde (nach Oliver Kahn) alles geben und mich (nach Lukas Podolski) in der Zwischenzeit ausru-hen und regenerie-ren. Danach geht es (hoffentlich) weiter.

Für meine deutschen Freunde habe ich noch einen Denkanstoß für das nächste Spiel gegen Kroatien. Bei allem Jubel über den Sieg gegen Polen: Wenn sich die deutsche Elf gegen die Kroaten solche Auszeiten genehmigt, wie gestern, dann wird das ein ganz harter Brocken. Die Kroaten haben gegen Österreich ihre Kaltschnäuzigkeit unter Beweis gestellt und sind außerdem technisch viel stärker als die Polen. Joachim Löw muss sich (und wird sich natürlich) etwas einfallen lassen. Er könnte zum Beispiel Clemens Fritz empfehlen, nach Dribblings über den ganzen Platz auch mal das Abspiel zu suchen. Oder Miroslav Klose auch mal aufs Tor zu schießen. Oder Per Mertesacker und Jens Lehmann mehr miteinander zu reden. 

Ansätze gibt es genug. Das zweite Spiel am Donnerstag wird zeigen, ob die Mannschaft wirklich so stark ist, wie sie nun (noch mehr als vor der EM) gemacht wird. Ich hab nämlich keine Lust schon nach der Vorrunde die Diskussion um die Entfernung zwischen Anspruch und Wirklichkeit auf unsere Nationalmannschaft verlagern zu müssen.

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Nach dem Recall folgt der Workshop

27. Mai 2008

Ich stell mir grad mal vor, es ist Länderspiel und ich guck nicht zu. Gibts nicht, würde ich normalerweise sagen. Aber heute war das tatsächlich der Fall. Es ist wohl noch nie jemand pünktlicher zum Abpfiff nach Hause gekommen, als ich heute. Durchgeschwitzt und noch in Trainingsklamotten schaltete ich meinen Fernseher ein und hörte noch, wie der Schiri das Spiel abpfiff. Die Tore hat die ARD freundlicherweise noch mal gezeigt. Ist ja auch nicht immer der Fall. Jedenfalls gibt es heute auch keine Worte zum 2:2 gegen Weißrussland. Die sind aber auch gar nicht nötig.

Ich kann mir nämlich nicht wirklich vorstellen, dass dieses Spiel einen großen Einfluss auf das viel beschriebene „Casting“ von Teamchef Löw hat. Gut, vor dem 2:2 verliert Jermaine Jones ziemlich bescheuert den Ball – er wurde dabei aber nicht nur schlecht angespielt, Jens Lehmann hätte den anschließenden Schuss durchaus halten können, wenn es nach den meisten Medien geht, sogar müssen – Mist, jetzt hab ich doch was dazu geschrieben) – aber deswegen kein Foto für ihn zu haben, wäre irgendwie unfair. Ich gehe eher davon aus, dass Löw hauptsächlich auf die Leistungen im Training guckt und ihn deswegen auch in den Workshop in Ascona einladen wird.

Das wiederum könnte verheerende Konsequenzen für meinen persönlichen Streichkandidaten Nummer Eins, Tim Borowski, haben. Der hat sich nämlich pünktlich zur Landung in Mallorca krank gemeldet und bisher noch keine Trainingseinheit mitmachen können. „Tim kann nichts dafür, dass er krank ist“, war das Statement des Bundestrainers dazu. Das könnte auch die Begründung von Löw für Borowski sein, ihn nicht mitzunehmen. Arne Friedrich ist auch krank, dem Herthaner hat anscheinend das Hotelessen auf den Magen geschlagen. Die Frage ist allerdings, ob Löw nach den Erkenntnissen aus dem Spiel gegen Weißrussland auf den Innenverteidiger Friedrich verzichten kann. Der Außenverteidiger hat seine rechte Seite längst gegen Philipp Lahm verloren, über links kommt Marcell Jansen.

Bleibt immer noch das Problem im Sturm. Helmes oder Neuville? Schneller, junger Stürmer, der immer für ein Tor gut ist? Oder schneller, alter Stürmer, der allein schon wegen seiner Präsenz und seiner prägenden Vergangenheit mit muss? Es würde mich nicht wundern, wenn am Ende ein ganz anderer zu Hause bleiben muss, weil er sich von seiner Spielweise her zu wenig von seinen Kontrahenten absetzt. Kevin Kuranyis Nationalmannschaftskarriere wäre wohl – von ihm aus – sofort beendet. 

Der DFB-Tross, der direkt nach dem Spiel – komplett – zurück nach Mallorca geflogen ist (Nicht bestätigtes Zitat von Oliver Bierhoff: „Wir hams ja“), wird sich am Mittwoch auf jeden Fall um drei Spieler verringern müssen. Ob es dabei Härtefälle a la Kuranyi geben wird, ist eine spannende Frage. Ob die Spieler ihren Heimflug alleine bezahlen müssen, dagegen nicht. Ich habe zwar keine einzige Trainingseinheit und wie bereits erwähnt auch das Spiel gegen Weißrussland nicht gesehen, trotzdem tippe ich mal, wer morgen von den Zuschauern rausgewählt wird von Löw zurück nach Hause geschickt wird:

Tim Borowski, Patrick Helmes, Piotr Trochowski

P.S: Wer es im Header oben noch nicht bemerkt hat – ab sofort ist Kabinenpredigt voll auf die EM fokussiert.

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What happens on Malle, stays on Malle

19. Mai 2008

Hach ja, Mallorca. Sonne, Strand und Meer. Party, Palmen, Weiber und ein Bier. Hier fließt der Alkohol in Strömen, werden Keuschheitsgelübde mit Karacho über Bord geworfen und es soll auch schon Fußballteams gegeben haben, die am Ballermann die Saison haben ausklingen lassen. Längst wurde der eigentlich für das Spielparadies schlechthin erdachte Spruch „What happens in Las Vegas, stays in Las Vegas“ auch auf die deutsch-spanische Ferieninsel übertragen. Was auf Malle passiert, bleibt auf Malle.

Dass Fußball-Mannschaften, ach was schreib ich, Nationalmannschaften auf die Insel fliegen, um sich auf ein großes Turnier vorzubereiten, war – mir zumindest bis vor kurzem – neu. Joachim Löw spricht dennoch von „optimalen Voraussetzungen“, die sein Team in Spanien erwarten. Der Coach und auch Manager Oliver Bierhoff haben anscheinend keine Angst, dass volltrunkene deutsche Urlauber nachts vor dem Hotel grölend durch die Straßen rennen und „Lu-lu-lu Lukas Podolski“ anstimmen. Und auch keine, dass der Prinz sich möglicherweise dazu animiert fühlt, sich zum neuen König von Mallorca krönen zu lassen.

Was diese Angst zumindest ansatzweise schüren müsste, ist die Tatsache, dass – anders als beim Trainingslager auf Sardinien vor der WM 2006 – nur etwa die Hälfte der Profis ihre Familien mit nach Mallorca genommen hat. Klingt einerseits bedenklich, aber andererseits irgendwie logisch oder? Nach Sardinien, wo hauptsächlich Rentner oder reiche Schnösel Urlaub machen, nimmt man seine Frau selbstverständlich mit. Nach Mallorca hingegen, wo die Sünde quasi wie ein Damoklesschwert über dem Ballermann hängt, lässt man sie natürlich zu Hause. Ich kann mir gut vorstellen, wie der kinderlose Schweini, den mittlerweile nicht mehr ganz so frisch gebackenen Papa Poldi, überredet hat, seine Familie zu Hause zu lassen, damit die beiden den Bierkönig unsicher machen können.

Natürlich betonte Jogi Löw, dass seinem Team „harte Tage“ bevorstehen. Klar, dass er damit das zu Beginn nächster Woche zweimal täglich stattfindende Training meinte. Aber man kann sich einfach auch sehr gut vorstellen, wie Schweini, Poldi und auch der erst 19jährige Marko Marin (der extra den Ibiza(!!!)-Urlaub mit seiner Freundin absagte) mit roten Augen und einem ordentlichen Kater zusammen mit Co-Trainer Hansi Flick ein paar Ausnüchterungsrunden um den Platz drehen. Natürlich wird die anwesende Presse darüber nie etwas erfahren und wenn doch, nichts davon schreiben. Denn – das wissen wir nun – was auf Malle passiert, bleibt auch auf Malle.

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Marko wer?

17. Mai 2008

Warum ist mir Marko Marin bisher nicht aufgefallen? Ich habe dafür eine plausible, für mich aber ziemlich armselige Erklärung. Ich dachte, Marko Marin wäre Markus Marin. Der hat nämlich noch nie Bäume ausgerissen in seiner Karriere. Gut, Vizemeister 1994 mit dem 1. FC Kaiserslautern. Und ja, das Siegtor für St. Pauli im Abstiegskampf 2000. Aber sonst? Graue Maus beim MSV Duisburg, später dann Regionalliga in Düsseldorf und Kiel.

Als ich am Tag der Nominierung des EM-Aufgebots in der Süddeutschen Zeitung das erste Mal den Namen Marin im Zusammenhang mit der Nationalmannschaft las, machte es plötzlich Klick. Natürlich kannte ich Marko Marin, hatte ihn ein paar Mal bei Zweiliga-Zusammenfassungen der Borussia aus Gladbach im DSF gesehen. Aufgefallen war er mir da aber nicht. Lediglich Frank Buschmann versicherte mehrfach, dass dieser Junge reichlich Potential habe und einen großen Anteil am Aufstieg der Gladbacher habe. Trotzdem konnte ich mir nicht so recht vorstellen, dass Teamchef Jogi Löw neben Patrick Helmes und/oder Oliver Neuville noch einen weiteren Zweiligaspieler mit zur EM nimmt.

Als dann bei der Liveübertragung kurz nach David Odonkor – was ja an sich auch schon überraschend war- dann aber tatsächlich der Name Marin fiel, hatte es das Trainerteam der Nationalmannschaft mal wieder geschafft. Mit Marin hatte kaum einer und wohl am wenigsten der Spieler selbst gerechnet. Brav betont er im Nachhinein, dass aber ja noch drei Spieler wegblieben nach dem Trainingslager auf Mallorca. Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass Marin nicht dazugehören wird.

Denn es gibt einige, die sich auf der Partyinsel sehr viel mehr ins Zeug legen müssen, um nicht aussortiert zu werden. Das prominenteste Opfer könnte in meinen Augen Tim Borowski werden. Der Bald-Münchener hat nach seiner Verletzung zwar einige starke Spiele gezeigt, doch ihm fehlt, was Marin zum Beispiel hat: Eine besondere Fähigkeit, die der Mannschaft weiterhilft. Borowski ist natürlich ein großartiger Fußballer. Trotzdem hebt er sich zu wenig von seinen Konkurrenten Hitzlsperger (Schuss- und Zweikampfstark), Rolfes (jung und zweikampfstark) und Jones (bissig wie einst Berti Vogts) ab. Die Nominierung von Jermaine Jones hat mich eigentlich mit am wenigsten überrascht, auch wenn der Schalker bisher nur ein paar Minuten Länderspielluft schnuppern durfte. Jones bringt die nötige Aggressivität mit und hat in dieser Saison in der Champions League gezeigt, dass er auch international mithalten kann. Borowski und Rolfes werden darum kämpfen müssen, Ersatzmann für Thorsten Frings zu sein.

Deutlicher dürfte es beim Duell zwischen den beiden Zweitligastürmern Patrick Helmes vom 1. FC Köln und Oliver Neuville ausgehen. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass der kleine Gladbacher seinen größten Fürsprecher in Kapitän Michael Ballack hat. Für Helmes kommt die EM zu früh, zumal er Mario Gomez und auch Kevin Kuranyi vom Spielertyp her zu ähnlich ist.

Das dritte „Opfer“ darf meiner Meinung nach gerne Piotr Trochowski sein, gegen den sich Marin hoffentlich durchsetzt und der deshalb gegen David Odonkor verliert, weil der, trotz wenig Spielpraxis, eben immer für Gefahr sorgt, wenn er ins Spiel geworfen wird. Trochowski dagegen sucht, wie Marin, häufiger Eins-gegen-Eins-Situationen. Sein Problem ist nur, dass er die viel zu oft verliert. Und weil sein Kurzpassspiel in dieser Saison beim HSV ebenfalls zu wünschen übrig ließ, kann Löw für die EM auf den 24-Jährigen verzichten.

Ein bisschen Mitleid darf man schon jetzt mit Timo Hildebrand haben, der zusammen mit dem Dortmunder Sebastian Kehl und dem Leverkusener Stefan Kießling Frusturlaub auf den Malediven buchen kann. Aber wenn man ehrlich ist, war es absehbar, dass er in der DFB-Elf keine Zukunft hat. Ein guter Torhüter ist er zweifellos, aber für das deutsche Tor reicht das eben nicht. Der Schritt nach Valencia war für ihn im Nachhinein ein Desaster, auch wenn er sich dadurch menschlich sicherlich weiterentwickelt hat. Wenn man Jens Lehmann heißt, darf man im Verein die Nummer Zwei sein, Timo Hildebrand hat diese Degradierung zu Beginn der Saison in Spanien enorm geschadet. Er hat bei den deutschen Fans an Ansehen verloren, auch wenn er letztendlich den Kampf gegen Canizares gewonnen hat. Er ist erst aus dem Fokus der Berichterstattung und jetzt aus dem EM-Kader gefallen.

Für ihn fährt Robert Enke nach Österreich. Nicht Rene Adler. Der stand nämlich nicht zur Disposition. Begründung laut Torwarttrainer Andreas Köpke „Rene Adler musste nach dieser starken Saison einfach mit.“ Klar sollte trotzdem sein, dass Enke aufgrund seiner Erfahrung die Nummer Zwei ist. Adler soll Turnierluft schnuppern, um dann in ein, zwei Jahren Robert Enke (?) abzulösen. Vielleicht ist die WM 2010 sogar schon seine.

Und Marko Marin? Der 19-Jährige wird nun mit den Vorschusslorbeeren zu kämpfen haben, die die Medien nach und nach über ihn herauskramen werden. Er hat alle Nachwuchsteams des DFB durchlaufen, war 2004 sogar Teil einer Uefa-Auswahl die zwei Vergleiche gegen ein afrikanisches Team gewann. Wollen wir mal hoffen, dass er damit klar kommt. Gladbacher Jungstars sind ja nicht immer die stabilsten…

 

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(Vielleicht) Ein Brief von Jogi

15. Mai 2008

„Liebes kabinenpredigt.de.vu-Team,

weil ich ein großer Fan eurer Seite bin, schicke ich euch exklusiv das EM-Aufgebot, welches der Rest der Presse erst morgen auf der Zugspitze (die kommen da echt alle hin :-)) erfahren wird. Bitte publiziert es nicht vor 0 Uhr, sonst bekomm ich Ärger mit dem Bierhoff (der hat sich ja mit diesen Hartplatzhelden schön ins Fettnäpfchen gesetzt und ist zurzeit ein bisschen gereizt). Ich hoffe, ihr begleitet uns auf dem Weg zum Titel (die Tickets schick ich noch nach). Bis dahin alles Gute.

Euer Jogi.

Anhang: Aufgebot der Deutschen Nationalmannschaft für die Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz 2008.pdf“

Und hier ist es, vorab:

Tor: Jens Lehmann (Arsenal London), Robert Enke (Hannover 96), Rene Adler (Bayer Leverkusen)

Abwehr: Clemens Fritz, Per Mertesacker (SV Werder Bremen), Philipp Lahm, Marcell Jansen (FC Bayern München), Christoph Metzelder (Real Madrid), Heiko Westermann (FC Schalke 04), Arne Friedrich (Hertha BSC)

Mittelfeld: Michael Ballack (FC Chelsea London), Torsten Frings, Tim Borowski (SV Werder Bremen), Thomas Hitzlsperger (VfB Stuttgart), Simon Rolfes (Bayer 04 Leverkusen), Bastian Schweinsteiger (FC Bayern München), Jermaine Jones (FC Schalke 04), Sebastian Kehl (Borussia Dortmund)

Angriff: Miroslav Klose, Lukas Podolski (FC Bayern München), Mario Gomez (VfB Stuttgart), Kevin Kuranyi (FC Schalke 04), Oliver Neuville (Borussia Mönchengladbach)

Ein dickes Dankeschön an den Nationaltrainer.

Edit 13.51 Uhr: Grad kam folgende SMS von Jogi: „Ätsch!“

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Du bist Jogi

28. März 2008

Es ist ja momentan „in“ auf Nationaltrainer zu machen. Keine Sport-Website ohne Diskussion über mögliche EM-Kandidaten. Das ZDF hat es sich dabei am Einfachsten gemacht und fordert seine User auf, seine eigene EM-Nationalmannschaft zu nominieren.

Da lass ich mich natürlich nicht lumpen. Bitte sehr (in beliebiger Reihenfolge, also NEIN, Lehmann ist nicht meine Nummer 3 ;-)):

Torhüter
1 Rene Adler*
2 Timo Hildebrand
3 Jens Lehmann**

Abwehr***
1 Arne Friedrich
2 Clemens Fritz
3 Marcell Jansen
4 Philipp Lahm
5 Per Mertesacker
6 Christoph Metzelder
7 Heiko Westermann

Mittelfeld
1 Michael Ballack
2 Torsten Frings
3 Thomas Hitzlsperger
4 Jermaine Jones****
5 Sebastian Kehl*****
6 Simon Rolfes
7 Bernd Schneider
8 Bastian Schweinsteiger******

Angriff
1 Gerald Asamoah *******
2 Mario Gomez
3 Miroslav Klose
4 Kevin Kuranyi
5 Lukas Podolski

* Adler erhält den Vorzug vor dem für die Ersatzbank schlichtweg zu alten Robert Enke. Manuel Neuer wird deshalb nicht berücksichtigt, weil mit Jermaine Jones und Gerald Asamoah schon zwei Schalker mit zur EM fahren.
** Jens Lehmann ist für mich (und ich denke auch für Jogi Löw) die unumstrittene Nummer Eins für die EM. Danach sollte sich Lehmann selbst den Gefallen tun und zurücktreten, um dem zukünftigen Kampf um seine Nachfolge zwischen Hildebrand, Adler und Neuer nicht im Wege zu stehen.
*** Die Abwehr ist, auch wenn nach dem Schweiz-Spiel hauptsächlich vom überragenden Sturm die Rede war, der Mannschaftsteil, der am wenigsten umkämpft ist. Die Sieben, die dabei sind, haben es verdient. Auch wenn Christian Wörns das anders sieht.
**** Jones ist einer der zweikampfstärksten Spieler der Bundesliga. Wenn Löw es schafft, seine Aggressivität in die richtigen Bahnen zu lenken, wird aus dem ehemaligen Eintracht-Kicker nochmal ein richtig Guter. Die EM kann dafür ein gutes Mittel sein.
***** Die defensive Lebensversicherung von Borussia Dortmund steht parat, sollte Thorsten Frings es nicht rechtzeitig in EM-Form schaffen. Außerdem kann Kehl nach dem Turnier Christian Wörns berichten, dass es eigentlich total blöd bei der Nationalmannschaft ist…
****** Mir ist bewusst, dass Schweinsteiger die Nominierung nicht wirklich verdient hat. Weil ich aber eine persönliche Abneigung gegen den Spieler (ich betone: Nicht die Person!) Piotr Trochowski habe, Tim Borowski aber sowas von außer Form ist und Schweinsteiger im Zusammenspiel mit Podolski immer für ein Tor gut ist, bekommt der Münchner das Ticket nach Österreich.
******* Gomez, Klose, Kuranyi, Podolski. Das sind die Top-Vier des Deutschen Angriffs, der eigentlich kein fünftes Rad am Wagen braucht. Doch weil Oliver Neuville (zu alt), Patrick Helmes (zweite Liga), Stefan Kießling (zu schwach am Ball), Mike Hanke (zu unbeherrscht) und Jan Schlaudraff (zu ewig, das Talent) nicht in Frage kommen und Asamoah bei Schalke trotz aller Widrigkeiten eine starke Saison spielt, ist auch er dabei.