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Keine Macht den Anwälten

1. September 2009

Die Blogosphäre brodelt und hoffentlich wird sehr schnell auch die Öffentlichkeit darüber hinaus auf den Vorgang aufmerksam, der dafür verantwortlich ist.

Es geht um die Firma JAKO, einen Sportartikelhersteller, der in der aktuellen Saison zum Beispiel die Trikots von Eintracht Frankfurt stellt (wo man auch bereits über den Fall diskutiert). Und es geht um Trainer Baade, einen Blogger, der sich erlaubt hat, das neue Firmenlogo von JAKO zu kritisieren. Dass dabei Vergleiche zu Lebensmitteldiscountern gezogen und auch die Worte „scheiße“ und „Schlurch“ geschrieben wurden, weiß man nur noch dank des aktuellen Blogeintrags bei allesaussersport. Denn Trainer Baade wurde von der Anwaltskanzlei des Sportartikelherstellers abgemahnt und zur Unterlassung aufgefordert.

Wie so etwas ausgehen kann, hat man beim Fall DFB gegen Jens Weinreich gesehen. Weinreich sah sich – wie Trainer Baade jetzt auch – einem Konzern gegenüber, der sich bei einem Rechtsstreit über finanzielle Ressourcen keine ernsthaften Gedanken machen muss. Weinreich ging dank einer Spendenaktion durch mehrere Instanzen und ging am Ende zumindest als moralischer Sieger hervor. Aber Trainer Baade ist nicht Jens Weinreich und da selbst Weinreich damals ernsthafte Zweifel hegte, ob er sich diese Tortur noch einmal zumuten würde, gab Baade die (etwas abgeänderte) Unterlassungserklärung ab. Außerdem zahlte er – sicherlich laut mit den Zähnen knirschend – die 1.085,04 Euro Mahngebühr und wähnte sich aus der Schusslinie.

JAKOs Anwaltskanzlei  hatte aber noch nicht genug. Denn dank des Suchmaschinenaggregators Newstin war der entsprechende Artikel noch immer im Netz auffindbar – und das obwohl sich Trainer Baade das auf seinem Blog ausdrücklich verbittet. Es folgte die nächste Abmahnung, diesmal sollen über 5000 Euro bezahlt und eine erneute Unterlassungserklärung abgegeben werden.

Soviel zur Lage. Noch genauer gibt es das alles, wie oben schon verlinkt (aber doppelt hält besser) bei allesaussersport

Die Anwaltskanzlei spielt im Namen von JAKO mit den Muskeln, noch mehr, sie drückt einem Blogger die Luft ab, der keine finanziellen Kräfte hat, sich zu wehren. Doch wer sich die Kommentarwelle im aas-Artikel anschaut, kann schon erkennen, dass diese Sache nicht ohne Folgen für den Sportartikelhersteller bleiben wird.

Sollte JAKO tatsächlich einlenken – im Moment hat sich die Firma laut einem Kommentar bei aas eine Kommunikationssperre auferlegt – es wäre ein bahnbrechender Sieg für die Blogosphäre, ein Zeichen, dass man mit den „Popelbloggern“ (Zitat: Trainer Baade) eben doch nicht machen kann, was man will, dass es etwas bringt, wenn man sich im Netz zusammenschließt und solche Vorgänge öffentlich macht (was Jens Weinreich ja bereits seit Jahren tut).

  • Drüben beim Hertha-Blog gibts auch einen Artikel darüber, der bereits mit Links angereichert wurde, die ich mir deshalb hier jetzt sparen kann.

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