Es war nur ein Auftaktsieg in eine neue Bundesligasaison. Nur ein unspektakuläres 2:0. In der Commerzbank-Arena in Frankfurt. Gegen die Eintracht. Nichts besonderes also.
Gut, dank Premiere weiß auch der, der sich nicht Hertha-Fan schimpft, dass es der erste Starterfolg im neuen Jahrtausend war (und es kam bestimmt auch so in den anderen Sendern zur Sprache). Im letzten Jahr des ausgehenden alten Jahrtausends hatte Hertha – damals noch mit Deisler, Daei und Preetz im Angriff – Hansa Rostock mit 5:2 zurück an die Ostsee geschickt. Damals druckte eine Berliner Boulevard-Zeitung die Bundesliga-Tabelle ab, mit einem schönen antiken Rahmen zum Ausschneiden. Drei Tage zuvor hatte Hertha im Olympiastadion den nächsten Stein für eine erfolgreiche Zukunft gelegt. Im Olympiastadion hatten Daei und Preetz für einen 2:0-Erfolg gegen Anorthosis Famagusta gesorgt. Hertha war so gut wie ein Teil der europäischen Elite (und sollte es nach dem 0:0 im Rückspiel auch – für ein Jahr zumindest – sein), wurde größenwahnsinnig und verschuldete sich immens. Die Champions-League-Qualifikation sollte, in Addition mit der dann folgenden Kirch-Krise, zu hohen Transfersummen und damit einhergehenden Flops, ein finanzueller Bumerang sein.
In Jahr 2008 ist die Ausgangsposition vor dem Spiel in Frankfurt eine andere. Die Berliner sind durch faire Spielweise und einen mehr als glücklichen Zufall in die Qualifikation des Uefa-Cups eingezogen. Drei Tage vor dem Saisonauftakt führt Marko Pantelic seine Mannschaft durch zwei Tore gegen Interblock Ljubljana zum gleichen Ergebnis wie Daei und Preetz damals gegen Famagusta und damit so gut wie ins (richtige) internationale Geschäft. Der Verein steht finanziell wieder auf einem soliden Fundament. Auch wenn ihn nach wie vor 30 Millionen Euro Schulden plagen. Das Trainingsgelände ist ausgebaut und sucht in Deutschland seines Gleichen. Die Jugendakademie gehört zum Besten was Deutschland zu bieten hat. Die Mannschaft nicht. Noch nicht.
Das erste Spiel kommt. Premiere-Experte Stefan Effenberg ist skeptisch, was die Aussichten von Hertha angeht. Er sagt, dass es zu mehr als dem zehnten bis zwölften Platz nicht reichen wird. Und meint – das erkennt man an seinem Blick – dass Berlin schon froh sein kann, wenn es von Abschiedsnöten befreit bleibt. Zur Halbzeit führt eine in allen Belangen erstaunliche Hertha in Frankfurt 1:0. Sowohl solch eine Aufstellung (Defensiv ein 5-3-2, Offensiv ein 3-4-3) und Spielweise (druckvoll und schnell nach vorne), als auch Spielfreude und zugleich Ordnung (Cicero und Raffael als Zauberer, Ebert rackert, hinten räumen Simunic, von Bergen und Kaka ab, davor sorgt Kacar für Ordnung) hat man von Hertha lange nicht mehr gesehen. Effenberg sagt, er sei beeindruckt von der Variabilität der Berliner, es hätte auch schon Zwei oder Drei zu Null stehen können. Am Ende gewinnt Hertha. Effenberg hat gute Ansätze gesehen, will die Mannschaft aber – wie es scheint als Einziger bei Premiere – „nicht über den grünen Klee loben.“ Er hätte auch sagen können, dass man in Berlin die Kirche im Dorf lassen solle. Dass man dort nicht abheben dürfe bzw. dass Favre seine Spieler nun auf den Boden der Tatsachen zurückholen müsse, damit Bielefeld das in der nächsten Woche nicht tue. Aber Effenberg sagte, man solle Hertha jetzt nicht über den grünen Klee loben. Loben an sich reichte nämlich völlig.
Aber wie gesagt: Es war nur ein Auftaktsieg in eine neue Bundesliga-Saison. Nur ein unspektakuläres 2:0. In der Commerzbank-Arena in Frankfurt. Gegen die Eintracht. Nichts besonderes also.
Aber hoffen darf man – bei der Spielweise – ja wohl…