Posts Tagged ‘DB’

h1

Die Bahn drückt den Preis

5. März 2009

Die Meldung, die mich heute morgen ein bisschen überrascht hat, ist diese: Die Deutsche Bahn will Hertha weniger dafür zahlen auch über 2009 hinaus auf dem Trikot von Hertha BSC abgebildet zu werden.

Nun gut, schauen wir uns das Ganze mal an. Im Mai 2006 – Herthas Vertrag mit dem Telekommunikationsunternehmen Arcor war gerade abgelaufen – suchten die Manager nach einem neuen Trikotsponsor. Einer mit Zugkraft sollte es sein, der bereit war, viel (mehr) Geld in die Hand zu nehmen, um den Hauptstadtverein endlich dorthin zu begleiten, wo er nach der Meinung der Bosse hingehörte: In die Champions League.

Das pikante Detail, dass mir erst durch die heutige Meldung wirklich bewusst wurde, kommt in den Aussagen von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn vor dem Wirtschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses zum Tragen:

Als aber vor drei Jahren klar gewesen sei, dass Hertha keinen Trikotsponsor finden werde, habe sich die Bahn als Berliner Unternehmen entschlossen, hier einzuspringen. „Hertha kann man ja nicht untergehen lassen“, sagte Mehdorn.

Das ist für mich neu, weil ich nicht wusste, dass Hertha damals derartige Probleme hatte. Nach der Horror-Saison 04/05 wäre das noch verständlich gewesen, aber 05/06 war Hertha die Talsohle bereits durchschritten und Hertha mit Trainer Falko Götz auf Platz Sechs der Bundesliga gelandet. Dass sich in der damals noch nicht von der Wirtschaftskrise betroffenen Unternehmensbranche niemand fand, der seinen Namen auf dem Hertha-Trikot sehen wollte, unterstreicht nochmal, dass Herthas Image damals eine Katastrophe war.

Doch das ist nun anders. Hertha ist zurzeit „in“, die Mannschaft spielt tollen, zukunftsorientierten Fußball und der, der dafür verantwortlich ist, hat seinen Vertrag gerade bis 2011 verlängert. In dieser vielleicht hoffnungsvollsten Phase seit dem Aufstieg 1997 macht Hertha allerdings die Finanzkrise einen Strich durch die Rechnung. Es stellt sich nun die Frage, ob das Drücken des Preises für Hertha zu akzeptieren ist. Statt den bisher gezahlten 22 Millionen (ich dachte immer es wären 24 gewesen), sollen es ab 2009 nur noch 18 sein. Das wäre Arcor-Niveau von 2003. Und bei Herthas derzeitigem Erfolg ausschließlich durch die Finanzkrise zu legitimieren.

Herthas Manager müssen jetzt aufpassen, sich nicht komplett über den Tisch ziehen zu lassen. Natürlich ist die Finanzkrise nicht von der Hand zu weisen. Und natürlich ist der Gefallen (wenn es denn wirklich einer war und Mehdorn das nicht falsch interpretiert hat) den die Bahn Hertha 2006 getan hat, mit in die Verhandlungen einzurechnen. Aber bevor man einen Dumping-Vertrag unterschreibt, hat Hertha hoffentlich Augen und Ohren offen, um zu prüfen, ob nicht vielleicht noch andere (vielleicht Schweizer oder arabische?) Firmen Interesse an der Brust der Herthaner haben. Wenn es diese Interessenten gibt, sollte man der Bahn gegenüber keine falsche Loyalität aufbringen. Denn das Sponsorengeld der Bahn kommt vom Staat und ist somit ohnehin fragwürdig. Ist das nicht der Fall, sollte Hertha sehen, dass man den Vertrag schnell unterschrieben bekommt.

Spannend wäre dann noch die Frage der Vertragsdauer. Zwei Jahre? Drei? Oder sogar nur eins? Es ist ein Lottospiel, weil niemand weiß, ob sechs Millionen Euro in drei Jahren sehr viel oder schon wieder eher wenig sind.